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| Marc Heiland | PC-Games

AztecsBild1Stell dir vor, du stehst auf einer schwankenden Pyramidentreppe, während die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet. Trommeln dröhnen, die Luft riecht nach Rauch und Opfergaben – und du weißt: Mit dem Einbruch der Nacht entscheidet sich das Schicksal deiner Stadt. Genau dieses Gefühl vermittelt Aztecs: The Last Sun, ein Aufbauspiel, das alles andere ist als gemütlich. Statt friedlicher Simulation erwartet dich hier ein Ringen mit Göttern, Naturgewalten und den eigenen moralischen Grenzen.

Als ich Aztecs: The Last Sun zum ersten Mal gestartet habe, war ich ehrlich gesagt skeptisch. Noch ein City Builder? Davon gibt es inzwischen mehr als genug. Doch schon nach wenigen Minuten war klar: Dieses Spiel spielt in einer ganz anderen Liga. Hier geht es nicht darum, gemütlich Häuschen zu bauen und die Stadtbewohner glücklich zu machen – hier geht es um Leben und Tod, um Götter, Blut und Entscheidungen, die man so schnell nicht mehr vergisst.

Am Tag fühlte ich mich fast wie in einem klassischen Aufbau-Spiel: Ich legte Felder an, baute Werkstätten und plante Kanäle, die mein Tenochtitlán zum Blühen bringen sollten. Es war diese typische Aufbau-Ruhe, die mich schnell in den Flow zog. Doch dann kam die Nacht – und mit ihr ein Schockmoment, den ich so nicht erwartet hatte. Ein tödlicher Nebel legte sich über die Stadt, Trommeln hallten aus den Tempeln, und plötzlich stand ich vor der wohl unangenehmsten Frage, die mir ein Spiel je gestellt hat: Wen opfere ich?

Gefangene von feindlichen Stämmen? Schön wär’s. Doch manchmal reicht ihre Zahl nicht aus, und dann muss man Entscheidungen treffen, die wehtun. Einen einfachen Bauern? Einen Handwerker? Oder gar einen angesehenen Adligen, wohl wissend, dass das Vertrauen meines Volkes darunter leiden wird? Diese Momente haben mich mehr beschäftigt als jede Ressourcenknappheit oder jede fehlende Steinreserve in anderen Spielen. Hier spürte ich förmlich das Gewicht meiner Rolle als Herrscher – und die Unbarmherzigkeit der aztekischen Mythologie.

Besonders faszinierend fand ich die ständige Wechselwirkung zwischen Tag und Nacht. Tagsüber wächst die Stadt, man experimentiert, baut, testet neue Strategien. Doch nachts kippt das Spiel in ein beklemmendes Survival-Szenario, das mehr Gänsehaut erzeugt als so mancher Horror-Titel. Expeditionen ins Tal von Mexiko habe ich immer mit einem flauen Gefühl im Magen losgeschickt: Werde ich reiche Beute machen oder meine Verteidigung zu sehr schwächen? Diese ständige Spannung, dieses Gefühl, nie wirklich sicher zu sein, macht Aztecs: The Last Sun so einzigartig.

Atmosphärisch ist das Spiel schon jetzt ein Brett. Das Licht der untergehenden Sonne, das sich über die Kanäle ergießt, könnte fast romantisch wirken – wenn man nicht wüsste, was kommt. Und wenn die Nacht beginnt, läuft mir jedes Mal ein Schauer über den Rücken. Das Sounddesign tut sein Übriges: Sanfte Klänge am Tag, bedrohliche Trommeln und Gesänge in der Dunkelheit. Ich habe oft innegehalten, einfach nur um zu lauschen.

AztecsBild2Natürlich merkt man noch, dass es sich um eine Early-Access-Version handelt. Manches wirkt unausgereift, das Bauen könnte flüssiger gehen, und ab und zu ruckelt es, wenn die Stadt größer wird. Aber ganz ehrlich: Das alles verblasst hinter dem, was das Spiel jetzt schon richtig macht. Es fühlt sich frisch, mutig und konsequent anders an – ein Genre-Mix, den man so noch nicht erlebt hat.

Nach mehreren Stunden mit Aztecs: The Last Sun kann ich sagen: Dieses Spiel hat mich gepackt. Es ist kein Wohlfühl-City-Builder, sondern ein Erlebnis, das unter die Haut geht. Es zwingt dich, Grenzen zu überschreiten und Entscheidungen zu treffen, die dir selbst nach dem Ausschalten noch im Kopf herumspuken. Für mich ist es genau diese Art von Spiel, die bleibt, die Diskussionen auslöst und die man weiterempfiehlt, weil sie mehr ist als nur Unterhaltung.

Wenn du also Lust hast auf ein Spiel, das dich fordert, das dich emotional packt und dich in eine faszinierende, aber erbarmungslose Welt hineinzieht, dann solltest du Aztecs: The Last Sun ausprobieren. Aber sei gewarnt: Leicht macht es dir dieses Spiel nicht. Und genau das ist seine größte Stärke.

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