Neu bei der Ersten Tegernseer Kaffeerösterei Wallberger V7 und Fazenda IP
Manche Menschen hinterlassen mit ihrem Tun Spuren, die weit über das Sichtbare hinausreichen. Mario Felix Liebold war so jemand. Mit seiner Leidenschaft, seinem Wissen und seiner freundlichen Art hat er uns – und viele andere – in die faszinierende Welt des Spezialitätenkaffees eingeführt. Sein plötzlicher, viel zu früher Tod hat nicht nur eine Lücke in der Tegernseer Kaffeewelt hinterlassen, sondern auch einen persönlichen Verlust bedeutet. Umso besonderer ist dieser Test: Mit dem „Wallberger V7“ und dem „Brasilien Fazenda IP“ verkosten wir die ersten Filterkaffees der Ersten Tegernseer Kaffeerösterei, seitdem Mario nicht mehr unter uns ist. Es ist mehr als nur ein Test – es ist eine stille Hommage an einen Menschen, dessen Leidenschaft in jeder Bohne weiterlebt.
Filterkaffee „Der Wallberger V.7“ – Eine Tasse Alpenruhe mit globalem Charakter
Mit dem „Wallberger V.7“ bringt die Erste Tegernseer Kaffeerösterei einen Filterkaffee auf den Markt, der nicht nur durch seine alpine Namensgebung Aufmerksamkeit erregt, sondern vor allem durch seine geschmackliche Raffinesse überzeugt. Der Blend kombiniert Bohnen aus Brasilien (50 %), Guatemala (35 %) und Kenia (15 %) – drei Regionen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, deren Aromen hier jedoch zu einer gelungenen Einheit verschmelzen.
Im Test hinterließ der Wallberger V.7 einen ausgesprochen harmonischen Eindruck: Der erste Schluck ist weich und rund, mit ausgeprägten Noten von Schokolade, Praline und gerösteten Mandeln. Besonders angenehm ist die nussige Grundnote, die sich sanft mit der leichten Fruchtsäure der kenianischen Bohnen verbindet. Diese feine Säure verleiht dem Kaffee Frische, ohne die milde Gesamtstruktur zu stören.
Die schonende Röstung zeigt sich in der sehr guten Balance – nichts wirkt überbetont oder vordergründig. Stattdessen offenbart der Wallberger V.7 seine Vielschichtigkeit Stück für Stück. Er eignet sich ideal für den Morgen, macht aber auch am Nachmittag als entspannter Begleiter eine hervorragende Figur.
Zubereitet wurde der Kaffee im Hario V60 nach dem empfohlenen Rezept (20 g Kaffee auf 300 g Wasser bei 94–95 °C, Gesamtextraktionszeit 2:50–3:15 Minuten). Besonders erfreulich: Die Rösterei gibt hier nicht nur präzise Angaben, sondern auch hilfreiche Tipps zur Optimierung des Mahlgrads – ein Detail, das zeigt, wie durchdacht das Produkt ist.
Fazit: Der „Wallberger V.7“ ist ein wohltuend ausbalancierter Filterkaffee mit internationaler Herkunft und bayerischer Seele. Wer einen milden, schokoladig-nussigen Kaffee mit feiner Aromatik sucht, wird hier fündig. Eine klare Empfehlung für Genießer*innen, die ihre Kaffeepause als kleine Reise verstehen.
„Brasilien Fazenda IP“ – Kaffee mit Herkunft, Charakter und Herz
Nach dem angenehm ausgewogenen Wallberger V.7 folgt mit dem Brasilien Fazenda IP ein weiterer Filterkaffee aus dem Sortiment der Ersten Tegernseer Kaffeerösterei – dieses Mal als Single Origin. Schon beim ersten Kontakt wird deutlich: Hier steht die Herkunft im Mittelpunkt, und mit ihr eine bewegte Geschichte voller Leidenschaft und Innovationsgeist.
Die Fazenda IP, gegründet 1967 und unter der Ägide von Luiz Paulo zu einem Leuchtturm der brasilianischen Spezialitätenkaffees entwickelt, bringt mit diesem Kaffee nicht nur ein Produkt, sondern eine Philosophie in die Tasse: Qualität durch Tradition, Innovation und soziale Verantwortung. Die Bonuszahlungen für besonders gelungene Lots, das Engagement für Nachhaltigkeit und das über Generationen gewachsene Know-how spiegeln sich eindrucksvoll im Geschmackserlebnis wider.
Geschmacklich bietet der Fazenda IP eine charmante Komposition aus Milchschokolade, gerösteter Mandel und einem Hauch von Honigmelone. Gerade die Melonennote sorgt für eine elegante Süße, die sich hervorragend mit der runden Schokoladigkeit verbindet – ein Spiel aus Vertrautem und Überraschendem. Im Vergleich zum Wallberger V.7 ist dieser Kaffee noch etwas klarer in seinem Ausdruck und gleichzeitig etwas intensiver. Die mittlere Röstung bringt die natürlichen Aromen bestens zur Geltung, ohne sie zu überdecken.
Auch dieser Kaffee wurde im Hario V60 aufgebrüht – mit dem gleichen Rezept wie beim Blend, was die Vergleichbarkeit erleichtert. Das Ergebnis: ein sauberer, angenehm voller Filterkaffee mit weichem Körper, leichter Fruchtnote und einem lang anhaltenden, schokoladigen Nachhall. Die Cupping Score von 86 Punkten ist gerechtfertigt und spricht für die Qualität der Bohnen und der Verarbeitung.
Fazit: Der Brasilien Fazenda IP ist ein Paradebeispiel für ehrlichen Spezialitätenkaffee aus nachhaltigem Anbau. Wer Wert auf Transparenz, Herkunft und ein aromatisch klares Tassenprofil legt, findet hier seinen täglichen Begleiter – oder vielmehr: ein Stück brasilianischer Kaffeekultur im Filterglas. Im direkten Vergleich zum Wallberger V.7 wirkt er fokussierter und puristischer, aber genauso genussvoll. Der Kaffee ist charakterstark, handwerklich präzise und geschmacklich mit klarer Handschrift.
Abschließend können wir nur sagen, dass es uns eine Ehre war, wieder Kaffee aus der Ersten Tegernseer Kaffeerösterei für euch verkosten zu dürfen und dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in jeder Tasse zu spüren sind. Wir wünschen dem Team der ETK das Allerbeste auf ihrem weiteren Weg und hoffen, dass auch ihr bald zu den Fans ihres Kaffees werdet, der für uns nach all den Jahren noch immer einer der besten in ganz Deutschland ist.
M. Heiland