Review (XboxSeriesX) RoboCop: Rogue City – Unfinished Business. Ein letzter Einsatz – oder ein Spiel für die Müllpresse?
Lizenzspiele haben es traditionell schwer. Zu oft wirken sie wie seelenlose Cashgrabs mit bekannten Namen. Doch RoboCop: Rogue City trat 2023 mit der Wucht eines 9mm-Geschosses auf den Plan und überraschte Kritiker und Fans gleichermaßen: ein stilsicherer, durchdachter Shooter mit überraschender Tiefe und einer authentischen RoboCop-Atmosphäre. Nun, zwei Jahre später, veröffentlicht Entwickler Teyon mit Unfinished Business eine Standalone-Erweiterung, die genau das Gegenteil tut: Sie streicht alles außer dem Blei und dem Fanservice – und spaltet damit die Spielergemeinde. Was bleibt, ist ein Spiel, das sich anfühlt wie ein nostalgischer Action-Flick, aber die Seele des Originals vermissen lässt. Ob das genügt? Hier kommt unser Urteil.
Eine persönliche Abrechnung in Grau und Beton
„Dead or alive, you're coming with me“ – diese ikonische Zeile könnte über dem Eingang des Omni-Towers stehen, in den sich RoboCop in dieser Erweiterung stürzt. Nachdem Söldner sein Revier stürmen und seine Polizeikollegen abschlachten, setzt Alex Murphy zum Gegenschlag an. Was folgt, ist ein blutiger Rachefeldzug in bester RoboCop-Manier. Die Geschichte ist reduziert auf das Nötigste: eine Mission, ein Schauplatz, eine Stimme aus dem Funkgerät – und natürlich eine ganze Armada von Gegnern, die im Sekundentakt auf RoboCop zustürmen. Die wenigen Story-Twists und Rückblenden in Murphys menschliche Vergangenheit wirken eher wie Bonusmaterial als tragendes Story-Element. Es ist persönlicher, ja – aber auch seltsam leer. Solide Fan-Erzählung mit atmosphärischem Einstieg, aber ohne Tiefgang oder echte Entwicklung.
RoboCop trifft auf Doom – ohne Doom-Design
„Unfinished Business“ ist Rogue City auf Speed. Vergesst Nebenquests, moralische Entscheidungen oder Ermittlungen – dieser DLC besteht zu 90 % aus: Raum betreten → Gegnerwellen abwehren → Spruch klopfen → nächster Raum. Wer das mag, bekommt eine echte Ballerorgie im Oldschool-Stil. Und ja, das macht Spaß – eine Zeit lang. RoboCop ist weiterhin übermächtig, die Waffen fühlen sich wuchtig an, Granaten explodieren mit Stil, und das Trefferfeedback ist top. Nur: Der Schwierigkeitsgrad bleibt trotz schierer Gegnerzahl eher flach. Die Gegner-KI wirkt meist wie eine Karikatur – man feuert, sie fallen um, und weiter geht’s. Die Schauplätze bestehen hauptsächlich aus grauem Beton, Stahlträgern und explosiven Fässern. Nur eine Szene in einer Müllpresse bleibt länger im Gedächtnis. Was fehlt? Alles andere. Keine Interaktion mit NPCs. Keine Erkundung. Keine taktische Tiefe. Keine Progression. Kein „Cop-Alltag“. Wer im Hauptspiel gerade das mochte, wird hier enttäuscht.
Robo-Style in HD
Technisch bleibt „Unfinished Business“ auf dem Stand des Hauptspiels – und das ist okay. RoboCop fühlt sich wuchtig an, die Waffen knallen satt, und die metallischen Sounds unterstreichen die brachiale Präsenz der Figur. Die deutsche und englische Sprachausgabe sind solide, der Soundtrack ballert passend im Hintergrund, auch wenn musikalische Varianz eher Mangelware ist. Grafisch ist das Setting funktional, aber steril. Der Omni-Tower ist ein einziges grau-braunes Beton-Inferno. Die Gegner sehen fast alle gleich aus. Abwechslung? Eher Fehlanzeige. Dafür läuft das Spiel auf der XboxSeriesX butterweich und bietet stabile Framerates und kurze Ladezeiten.
Solide Umsetzung ohne Glanzpunkte
RoboCop sieht und klingt wie erwartet, aber nicht mehr. Was „Unfinished Business“ letztlich am Leben hält, ist das Fanherz. Jeder One-Liner, jede versteckte Anspielung, jedes metallene Knirschen in Murphys Stimme sorgt für Gänsehaut – zumindest bei denen, die mit dem Charakter groß geworden sind. Für RoboCop-Fans ist der DLC ein explosives Wiedersehen mit einem alten Freund. Aber: Ohne diesen Nostalgie-Bonus bleibt wenig übrig. Das Spiel lebt vom RoboCop-Charme, nicht von seinem Gameplay-Design. Während das Hauptspiel noch eigenständig funktionierte, ist Unfinished Business ein reines Add-on für eingefleischte Anhänger. Für alle anderen ist der Kaufpreis von 29,99 Euro schwer zu rechtfertigen.
Fazit: Ein monotones Ballerfest mit Herz aus StahlRoboCop: Rogue City – Unfinished Business ist ein schwieriges Produkt: Auf der einen Seite haben wir ein fokussiertes, kompromissloses Shooter-Erlebnis mit exzellenter Fanbindung. Auf der anderen Seite eine inhaltsarme, repetitive Ballerorgie, der es an Tiefe und Substanz fehlt. Der DLC zeigt, dass „weniger“ nicht immer „mehr“ bedeutet – manchmal ist weniger einfach… weniger. Für Fans ist es ein bittersüßer letzter Einsatz. Für alle anderen eher ein Grund, noch mal das Hauptspiel anzuschauen oder den Omni-Tower links liegen zu lassen.
Robo-Light für Fans, Robo-Flop für alle anderen. Wer pure Action und Nostalgie sucht, wird fündig. Wer mehr als Kugeln und Kalauer will, wird enttäuscht.