Nele Neuhaus - In ewiger Freundschaft
Eine Frau wird vermisst. Im Obergeschoss ihres Hauses in Bad Soden findet die Polizei den dementen Vater, verwirrt und dehydriert. Und in der Küche Spuren eines Blutbads. Die Ermittlungen führen Pia Sander und Oliver von Bodenstein zum renommierten Frankfurter Literaturverlag Winterscheid, wo die Vermisste Programmleiterin war. Ihr wurde nach über dreißig Jahren gekündigt, woraufhin sie einen ihrer Autoren wegen Plagiats ans Messer lieferte – ein Skandal und vielleicht ein Mordmotiv? Als die Leiche der Frau gefunden wird und ein weiterer Mord geschieht, stoßen Pia und Bodenstein auf ein gut gehütetes Geheimnis. Beide Opfer kannten es. Das war ihr Todesurteil. Wer muss als nächstes sterben? Pia und Bodenstein jagen einen Täter, der ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheint ...
Auch im zehnten Fall noch spannend
Wenn Autoren und Autorinnen über viele Jahre mit bekannten Charakteren arbeiten, dann führt dies dazu, dass man sich als Leser häufig wunderbar mit den Figuren identifizieren kann. Man möchte wissen, wie es weiter geht, wie ihre neuen Geschichten „funktionieren“, ob sich die Figuren weiterentwickeln und fühlt sich nicht nur mit ihnen in gewisser Weise verbunden, sondern hat auch auf eine gewisse Art und Weise beim erstmaligen Griff zum neusten Teil das Gefühl, nach Hause zu kommen. So erging es mir bei der Lektüre von Nele Neuhaus zehntem Roman mit den beiden Ermittlern Pia Sander und Oliver von Bodenstein. Dieses Mal nennt Neuhaus ihren Roman „In ewiger Freundschaft“. Klingt episch? Ist es in einigen Bereichen auch. Nachdem die beiden letzten Teile einige kleine „Durchhänger“ hatten, trumpft Nele Neuhaus mit Band zehn wieder ganz groß auf und stellt damit erneut eindrucksvoll unter Beweis, warum sie es seit vielen Jahren schafft, ihre Fans in den Bann zu ziehen, sodass sie sich freuen, wenn (im Herbst) ein neuer Roman im Handel erscheint.
Der neuste Roman ist besonders spannend. Vielleicht, weil er in der Welt der Literatur angesiedelt ist, vielleicht weil es der Autorin wieder einmal glänzend gelingt, mit den Emotionen der Leserinnen und Leser zu spielen, sie hier und dort hinters Licht zu führen und die Handlung mit kleinen Kniffen immer wieder neu anzufachen. Möglicherweise aber auch von all dem etwas. Auch wenn der Roman mit knapp über 500 Seiten recht umfangreich wirkt, hatte ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen. Immer dann, wenn ich dachte, nun aber langsam aufhören zu müssen, kam ich wieder in die Versuchung, „nur noch ein paar Seiten“ zu lesen.
Dies liegt vor allem an Nele Neuhaus wunderbarem Schreibstil, der den Leser und die Leserin dazu auffordert, weiterzulesen, was aufgrund der Art, wie Neuhaus schreibt, leicht fällt. Und dennoch bringt sie viele Figuren und kleinste Details zum Leuchten. Statt sich – wie bei Stephen King bekannt – stundenlang in Einführungen und Ausschmückungen von Personen aufzuhalten, kommt Nele Neuhaus relativ rasch auf den Punkt, streut aber immer wieder neue Informationen gekonnt ein und lässt so nach und nach die Handlung wachsen und gedeihen. So baut sie langsam aber stetig die Dynamik und Dramatik auf, um dann im großen Finale zu münden. Als Leser bzw. Leserin rätselt man permanent mit und ist so „interaktiv“ am Geschehen beteiligt. Einfach nur toll! Auch die Tatsache, dass Nele Neuhaus hier nie eindimensionale Charaktere erschafft und den beiden Ermittlern noch immer etwas Neues und intimes mitzugeben vermag, ist ein Wesenszug der Autorin, der ihre Art Bücher zu schreiben, zu etwas ganz Besonderem macht. Bleibt zu hoffen, dass sie uns noch über viele Jahre mit derart faszinierenden Romanen künstlerisch erhalten bleibt.
Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich beim Ullstein Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
Titel: In ewiger Freundschaft
Autorin: Nele Neuhaus
Herausgeber: Ullstein Hardcover; 3. Edition (18. November 2021)
ISBN-13: 978-3550081040
L. Zimmermann