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| Marc Heiland | Varieté & Kleinkunst

TuttyEr kommt aus Berlin, wo er in den 1980ern als Sohn eines vietnamesischen Flüchtlingspaars, den sogenannten „Boat People“, die ihre Heimat aufgrund des Vietnamkrieges verlassen mussten, geboren wurde. Um der neuen Heimat aus Dankbarkeit etwas zurückzugeben, nannten ihn seine Eltern „Thomas“. Sein „vietnamesischer“ Name, unter dem er natürlich auch auftritt, ist Tutty. Nach einem „normalen“ Job entschied er sich für den Weg des Comedians. Seit einigen Jahren ist Tutty Tran mit seinem bereits zweiten Bühnenprogramm „Hai Dai Mau“ auf Tournee. Am gestrigen Abend, dem 16.02.2024, machte er Station im Bochumer RuhrCongress, wo er vor 2500 Fans auftrat. Damit hat Tran seinen bislang größten Erfolg erzielt. Wir waren für euch vor Ort.

Mach mal lauter – eine ehrliche Kritik über viel zu laute Musik und flaches Niveau
Entweder bin ich mittlerweile zu alt dafür, oder ich verstehe nicht, warum selbsternannte „DJs“ heutzutage als Aufheizer Menschen über eine Stunde lang anschreien müssen. Bereits über eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung legte Tutty Trans mitgereister DJ „Adonis“ auf. Allerdings gelang es dem guten Mann nur selten, vernünftige Übergänge von einem zum nächsten Song zu schaffen und so wurden alle möglichen Stilrichtungen aneinandergereiht. Dazwischen wurde das Publikum immer wieder angefeuert, „mal so richtig Lärm zu machen“. Irgendwann war das allerdings weder lustig noch motivierend. Warum das Publikum dann auch noch auf seinen „Tutty“-Ruf mit „Tran“ antworten sollte und man dies auch noch üben musste, entzieht sich meiner Kenntnis. Irgendwie hatte das etwas von einem Fremdscham-Moment. Sei es drum. Dem Großteil des Bochumer Publikums schien dies alles zu gefallen.
Dann endlich, mit rund fünfzehn Minuten Verspätung, ging es mit dem Programm „Hai Dai Mau“ los. Tutty Tran begrüßte das Publikum und spulte souverän knapp 40 Minuten Programm ab. Zwischendurch band er seine Fans spontan mit ein. Zwischen Geschichten, welche man aus seinem Buch „Wenn nicht jetzt, Wan Tan?“ Eine Toleranz-Fibel für jedermann*innen“, kennt (wie die Geschichte über die Entstehung seines deutschen Vornamens Thomas, den ersten Auftritt vor kleinem Publikum und einigen Erfahrungen aus seiner Jugend, in der auch Tutty – wie viele Menschen asiatischer Abstammung - aufgrund seines Aussehens gehänselt wurde), streute er aber auch ernste Momente ein, die zum Nachdenken anregten.
Besonders begeistern konnte Tran immer dann, wenn er Anekdoten über seinen Vater zum Besten gab, der in radegebrochenem vietnamesisch-deutschem Sprech für so manche amüsante, aber teilweise auch peinliche Situation sorgte.

Im zweiten Teil des Programms, das etwas mehr Zeit einnahm als der erste Teil, erzählte Tran dann unter anderem, wie er sich vorstellt, von seinem Vater aufgeklärt worden zu sein, wie er seine ersten intimen Erlebnisse hatte und blieb dabei mit seinen Gags überwiegend unterhalb der Gürtellinie, was schade ist. Denn wenn man sich die Bühnenprogramme der heutigen jungen Comedians anschaut, wird man das Gefühl nicht los, dass sie ihren Fans überwiegend nur noch diese Art von Humor „zutrauen“. Flach, einfach gestrickt und irgendwie hin und wieder unangenehm. Auch wenn Tran als Mensch vietnamesischer Abstammung sich vielleicht eher Witze gegenüber anderer Gruppen erlauben darf, sind einige Gags doch etwas problematischer, zumal auch Kinder im Publikum saßen. Aber über Humor und Geschmack lässt sich natürlich streiten.

Fazit: In seinem Programm „Hai Dai Mau“ macht Tutty Tran genau das, was man von ihm als Fan erwartet: Ein amüsantes, sarkastisch gewürztes Programm mit jeder Menge Zoten abliefern. Gerade der erste Teil hatte durchaus seine Spitzen. Der zweite Teil fiel hingegen ab.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Meyer-Konzerte GmbH & Co. KG für die freundliche Unterstützung.

M. Heiland

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